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Der Werkstoff Stahl steht vor neuen Herausforderungen

Der Werkstoff Stahl steht vor neuen Herausforderungen

15.05.2012 – In Deutschland werden jährlich rund 44 Millionen Tonnen Stahl produziert. Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl zufolge bietet die deutsche Stahlindustrie 90.000 Staatsbürgern einen Arbeitsplatz. Die deutsche Autoindustrie und der Maschinenbau benötigten 2010 rund 15 Millionen Tonnen Stahl und nach Informationen des Branchenverbands kam der Stahl wegen des hohen Qualitätsstandards vorwiegend aus Deutschland. Die Branche gilt damit als wichtiger Motor der deutschen Wirtschaft. Doch in Zeiten der Energiewende sehen sich die Hersteller des Werkstoffs mit neuen Problemen konfrontiert. Steigende Strompreise und die günstige ausländische Konkurrenz machen es dem deutschen Industriezweig immer schwerer dem globalen Wettbewerb standzuhalten.

Energiewende bleibt nicht folgenlos

Nach dem Reaktorunglück in Fukushima hat die deutsche Bundesregierung im März letzten Jahres, Hals über Kopf, die Energiewende beschlossen. Der schnelle Aktionismus der Regierung Merkel blieb nicht folgenlos: die Strompreise sind nach dem Abschalten der Kraftwerke um zehn Prozent angestiegen. Acht Monate hat es gedauert, bis sich die Preise wieder eingependelt haben. Für die Industrie hatte das schnelle Handeln Kosten im dreistelligen Millionenbereich zur Folge. Mittlerweile haben die Preise wieder “Vor-Fukushima-Niveau” erreicht. Bis 2030 werden die Kosten für die Energiewende rund 335 Milliarden Euro betragen. Die Energiekosten machen einen großen Teil der Gesamtausgaben der Stahlindustrie aus, die Produzenten verfolgen die ansteigende Kostenentwicklung deshalb besorgt. So auch Frank Schulz, der Vorsitzende der Geschäftsführung Arcelor Mittal Germany Holding: “Alles, was die Weltwettbewerbsfähigkeit beeinflusst, ist besorgniserregend – vor allem die steigenden Energiepreise”. Der Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl schätzt, dass sich die jährlichen Zusatzkosten für die deutsche Stahlindustrie ab dem Jahr 2013 auf 1,5 Milliarden Euro summieren werden. Damit wird der Wirtschaftsstandort Deutschland bedroht und der internationalen Konkurrenz scheinbar Tür und Tor geöffnet.

Standort Deutschland bedroht

Vor sieben Jahren, 2005, hat die Europäische Union den Emissionshandel eingeführt, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen. Diesem Regelwerk sind aber nur europäische Unternehmen unterworfen. Die zwei größten Stahlproduzenten, China und die USA, können ihre Vormachtstellung weiter ausbauen. Die Volksrepublik China stellt mit 683,3 Tonnen jährlich am meisten Stahl her und der chinesische Anteil an der weltweiten Produktion liegt bei 45,1 Prozent. Schulz fürchtet, dass die Autohersteller und Maschinenbauer den Werkstoff zukünftig bei der Konkurrenz kaufen werden. „Die Qualität der dortigen Hersteller wird stetig besser“, gibt der Vorsitzende der Geschäftsführung Arcelor Mittal Germany Holding zu. Die deutschen Hersteller fordern, dass die Stromkosten für die Stahlindustrie im weltweiten Vergleich auf ein konkurrenzfähiges Niveau sinken müssten.

Stahl als Teil der Lösung

Ohne Stahl sei die Energiewende nicht möglich, sagt Schulz und verweist auf Windräder, Kraftwerksturbinen und Leichtbaustähle für den Automobilbau. Schulz appelliert an die Politik, die Rahmenbedingungen zu verbessern. „Stahl ist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung”, erklärt der ArcelorMittal-Deutschlandchef. Schulz akzentuiert außerdem den Stellenwert des Werkstoffs in der deutschen Wirtschaft: “Stahl ist ein wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette in Deutschland. Die wirtschaftlichen Erfolge, dass man schnell aus der Krise herausgekommen ist, bestätigen, wie wichtig diese Wertschöpfungskette ist”.

Jüngste Entwicklungen

Am Donnerstag vergangener Woche teilte die Wirtschaftsvereinigung Stahl mit, dass die Rohlstahlproduktion im April im Vergleich zum Vormonat zurückging. In den vorherigen Monaten hatte sich die Branche nach den heftigen Rückschlägen Ende 2011 noch stetig erholt. Diese Entwicklung führt der Branchenverband auf die Osterfeiertage und der damit verbundenen Stillegung der Arbeit zurück. Die April-Bilanz des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung fällt auch verhalten aus. Die Produktion lag zwar im ersten Quartal 1,4 Prozent über dem Vorjahreswert, der Auftragseingang fiel allerdings um 2,1 Prozent. Die Rohstoffpreise befinden sich außerdem weiter auf einem erhöhten Level mit zuletzt wieder steigender Tendenz.
(The European Circle)

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