Zu schade für die Tonne
Ausrangierte Handys landen oft in Schubladen. Anstatt die alten Geräte verstauben zu lassen, sollte man sie besser zum Recyceln bringen. Damit sich das rechnet, müssen mehr Menschen ihre Geräte abgeben.
Smartphones werden immer beliebter. Das alte Tastenhandy hat ausgedient – und wandert bei vielen in die Schublade. Ist das Gerät erst einmal im Schrank verstaut, verstaubt es meist. Genau hierin liegt für Befürworter des Handy-Recyclings das Problem. Denn in den kleinen Elektrogeräten stecken eine Menge Rohstoffe wie Silber, Kupfer und seltene Erden.
Rund 86 Millionen Alt-Handys liegen ungenutzt in Deutschlands Haushalten. Das ergab eine vom Hightech-Verband Bitkom in Auftrag gegebene Studie. 747 Tonnen Kupfer und rund 2 Tonnen Gold könnten aus dem Abfallhaufen wiedergewonnen werden.Industrienationen brauchen immer mehr der seltenen Stoffe für die Produktion technischer Geräte. Die Rohstoffvorkommen nehmen weltweit gleichzeitig ab. Recycling ist da eine Alternative, um bereits verarbeitete Stoffe wieder nutzbar zu machen.
Seit das Elektro-Gesetz 2006 bundesweit in Kraft getreten ist, sind Gemeinden verpflichtet, alte Handys an ausgewiesenen Recyclinghöfen anzunehmen. Auch die großen Handy-Provider (Telekom, O2, Vodafone und E-Plus) nehmen die Geräte kostenfrei an – entweder direkt im Geschäft oder per Post. Wer sein Handy zurückgibt, tut gleichzeitig etwas für den guten Zweck. Viele Mobilfunkanbieter spenden für jedes zurückgegebene Telefon an wohltätige Organisationen. Doch bisher nehmen dieses Angebot nicht viele an. Rund 17 000 Altgeräte landeten dieses Jahr beispielsweise beim Anbieter O2. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Zuwachs von 70 Prozent.
Funktionsfähige Handys können nach nötigen Reparaturen auch wieder zum Einsatz kommen – häufig in Schwellenländern oder in Afrika. „Eine Zweitverwertung ist generell nicht schlecht“, sagt Karsten Hintzmann vom Bundesverband der deutschen Entsorgungswirtschaft. „Wir bezweifeln aber, dass ein Verkauf in Dritte-Welt-Länder sinnvoll ist. Werden die Produkte später dort recycelt, kommt es häufig zu Umweltverschmutzungen und Gesundheitsschäden bei den Arbeitern.“
In Deutschland sei es möglich, die Geräte fast komplett wiederzuverwerten und die Rohstoffe sortenrein aufzubereiten. Allerdings liegt in Deutschland die Schwachstelle an anderer Stelle: „Das Problem beim Handy-Recycling ist, dass die Prozesse heute noch nicht wirtschaftlich sind“, sagt Hintzmann. „Es macht wirtschaftlich erst Sinn, wenn große Mengen zusammenkommen. Seltene Erden werden deshalb noch kaum aus alten Geräten gewonnen.“
Die Recycling-Quote von Stoffen wie Tantal liegt derzeit bei unter einem Prozent. Gold, Silber, Kupfer und auch Schadstoffe wie Blei oder Quecksilber werden bereits aus dem Handyschrott gewonnen.
Wer sein Handy einfach im Hausmüll entsorgt, vergeudet nicht nur Rohstoffe. Er muss seit dem neuen Elektro-Gesetz auch mit einem Bußgeld rechnen. Bevor man sein Handy zum Recyceln gibt, sollten alle privaten Daten gelöscht werden. Sim- und Speicherkarte am besten aus dem Gerät nehmen, und alle persönlichen Daten löschen. Das geht am sichersten mit einer entsprechenden Software. Bei Smartphones genügt es teils, die Geräte auf Werkseinstellungen zurückzusetzen oder die Betriebssoftware neu aufzuspielen.
Quelle: Autor: JULIA KLING | 02.01.2013 Südwest Presse