Sie stecken in Mobilgeräten und Windturbinen: 17 chemische Elemente, die Seltenen Erden. Weltmarktführer China hat den Export beschränkt und die Preise hochgetrieben. Nun soll das Recycling der wertvollen Rohstoffe vorangetrieben werden.
In Deutschlands Haushalten lagern wahre Schätze. Allein 80 Millionen alte Mobiltelefone liegen vergessen in Schubladen oder Kellern, ebenso zahllose Computer, Monitore, Fernseher und andere Elektronik. Sie enthalten Kupfer und Gold, Silber und weniger bekannte Metalle wie Tantal, Neodym, Indium oder Yttrium. Sind sie erst einmal in einem Produkt verbaut, so sind sie oft verloren. Das Recycling der Seltenen Erden und strategischen Metalle steckt noch in den Kinderschuhen.
„Mit den bekannten technischen Verfahren können wir aus dem Elektroschrott Kupfer und Gold zurückgewinnen“, sagt Prof. Kerstin Kuchta, die an der TU Hamburg-Harburg forscht. In einer Tonne Handy-Schrott stecken bis zu 300 Gramm Gold. Für die Seltenen Erden gibt es noch kein ausgereiftes Verfahren, um die Stoffe in großem Stil zurückzugewinnen. Das könnte in fünf bis zehn Jahren soweit sein, schätzt die Wissenschaftlerin. „Die Erkenntnis, dass diese Rohstoffe knapp und kostbar sind, ist in der Industrie angekommen“, sagt Kuchta. Die Anstrengungen von Wissenschaft und Wirtschaft hätten sich deutlich vermehrt.
Jährlich werden rund 130 000 Tonnen Seltene Erden produziert, fast ausschließlich in China. In anderen Ländern sind durchaus Vorkommen vorhanden, sie wurden bislang aber noch nicht gefördert. „China macht den Markt immer mehr zu“, sagt die Forscherin. Allein in Deutschland könnten 100 bis 500 Tonnen durch Recycling zurückgewonnen werden. „Das sind kleine Mengen, aber auch damit ließe sich der Markt etwas entspannen.“ Die Miniaturisierung der Elektronik schreite weiter voran, so dass auch geringere Mengen Seltener Erden benötigt würden.
Am Dienstag treffen sich in der Hamburger Handelskammer zwei Tage lang 200 Abfallexperten aus dem deutschsprachigen Raum, um sich über das Recycling von Elektroschrott auszutauschen. „Das ist nicht nur ein Wertstoff, sondern auch ein Umweltproblem“, sagt der Sprecher der Hamburger Stadtreinigung, Reinhard Fiedler. In den elektronischen Geräten sind nicht nur wertvolle Materialien verbaut, sondern ebenso giftige Stoffe. Die verschiedenen Stoffe zu trennen und aufzuarbeiten ist technisch ein sehr anspruchsvoller Prozess. Um das Recycling zu erleichtern, sollte nach Expertenansicht bereits bei der Konstruktion neuer Geräte auf die mögliche Wiederverwendung der Wertstoffe geachtet werden.
Bislang gelangen viele Geräte gar nicht erst zurück in den Wertstoffkreislauf. Aus Deutschland werden nach Schätzungen mehr als 150 000 Tonnen gebrauchter Elektro- und Elektronikgeräte nach Afrika und Asien exportiert. Die darin enthaltenen Metalle sind Milliarden wert. Bislang fehlen Anreize für den Verbraucher, seine gebrauchten Geräte wieder abzugeben. Eine Möglichkeit dafür wäre zum Beispiel ein Pfandsystem.