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Seltene Erden: Durchbruch beim Recycling?

Von Axel Rose

Bislang konnten Seltene Erden nicht wirtschaftlich recycelt werden. Doch Ende 2012 ging in Frankreich die weltweit erste Recycling-Anlage in Betrieb. Auch deutsche Unternehmen suchen nach Lösungen gegen Rohstoffengpässe.

Ist das der Durchbruch im Recycling Seltener Erden? Das französische Unternehmen Rhodia hat in La Rochelle die weltweit erste Recylcling-Anlage für Seltene Erden in Betrieb genommen. Bislang konnten Seltene Erden anders als andere Rohstoffe noch nicht zurückgewonnen werden. Stattdessen landeten die Hightech-Metalle etwa aus Batterie- und Akkuabfällen landeten meist in der Schlacke von Hochöfen und dienten als Baustoff für Fundamente und Straßen. Rhodia ist es nun gelungen mit einem patentierten Verfahren, zu dem keine genaueren Details bekannt gemacht wurden, Seltene Erden aus verschiedenen Abfallarten zu lösen. Bisher war es nur in einem aufwendigen Verfahren möglich Seltene Erden zu trennen, weil sich ihre Bestandteile chemisch sehr ähneln.

Seltene Erden eingelagert

Matthias Wilke dürfte sich ob dieses Erfolgs die Hände reiben: „Wir wetten darauf, dass der Bedarf an Neodym in den nächsten Jahren so groß wird, dass es auch attraktiv für einen Investor ist, die notwendigen Millionen in die Entwicklung von Recycling-Verfahren zu stecken“, hatte der Manager des Logistikunternehmens Geodis Logistics Deutschland erst kürzlich erklärt. Am Standort des Unternehmens in Nieder-Olm lagern rund 400 Kilogramm des Rohstoffs aus der Gruppe der Seltenen Erden, der für Turbinen, Generatoren und Motoren gebraucht wird. Das Neodym steckt in den Magneten von insgesamt 200.000 Festplatten, die Geodis von seinen Kunden zur Entsorgung übernommen hat.

Rohstoffe locken Unternehmen und Diebe

Kupfer ist bei Dieben besonders beliebt: Kürzlich wurden wieder rund 220 Meter Kabel von einem Firmengelände in Wilhelmshaven entwendet.

Zwar wird der Abbau von Metallen in Minen wohl auch in Zukunft erst einmal billiger bleiben als das Recycling, doch Sekundär-Rohstoffewerden immer mehr zum strategischen Geschäft: „Schrotthändler ist ein Job mit Zukunft“, sagt Ralf Schmitz, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Metallhändler e.V. Längst zählen Kupfer, Messing und anderer Metallschrott nicht mehr zum alten Eisen, sondern sind gefragt wie nie zuvor. Das wachsende Interesse zeigt sich auch in steigenden Diebstahlzahlen. Ob Bahnschienen oder Kupferkabel der Telekom, kaum etwas ist mehr mehr sicher. Den Mitgliedsunternehmen des Verbands Deutscher Metallhändler werden pro Monat Metalle im Wert von 500.000 Euro gestohlen.

Längst ist Urban Mining zum Modewort geworden. Der Begriff bezeichnet das Recycling jener Bestände, die in Infrastruktur, Bauwerken und mittellanglebigen Produkten enthalten sind. Schon heute werden auf diese Weise Schätzungen zufolge rund 300 Millionen Tonnen Kupfer genutzt. In Deutschland werde mehr Kupfer aus Schrott produziert, als aus Erzen gewonnen wird, sagt Schmitz. Neben Kupfer stehen auch Stahl, Nickel oder Zink hoch im Kurs.

Seltene Erden: Abhängigkeit von China

Die Nachfrage nach Metallschrott wächst stetig, denn die Ressourcen sind knapp und der Verbrauch hoch. Dies gilt ganz besonders für Seltene Erden:  Wurden 2006 weltweit noch 107.500 Tonnen Seltene Erden verbraucht, schätzt das australische Bergbauunternehmen Lynas Corporation den Verbrauch für 2011  auf 136.100 Tonnen. Bis 2020 erwarten Experten einen dramatischen Anstieg auf 240.000 Tonnen. Eine alarmierende Prognose, denn Deutschland ist abhängig von Importen aus China, das den Markt für Seltene Erden kontrolliert – über 95 Prozent der Rohstoffe stammen aus China. Diese Abhängigkeit führt immer wieder zu Streitigkeiten. Gerade erst hat Baotou Steel, der größte Produzent Seltener Erden in China, seinen vor zwei Monaten verkündeten Produktionsstopp um einen weiteren Monat verlängert. Unternehmen suchen deshalb vermehrt nach Alternativen. So will der Stahlkonzern Thyssen Krupp zusammen mit Tantalus Rare Eartheines der größten Förderprojekte für Seltene Erden außerhalb Chinas erschließen.

Neue Recycling-Verfahren gesucht

Beim Automobilkonzern Audi holt ein elektrisch betriebener „Eco-Truck“ die Wertstoffe zum Recycling ab.

Doch Recycling ist der elegantere Weg. Die Umwelt wird geschont und die Abhängigkeit von steigenden Rohstoffpreisen gemindert. Kein Wunder also, dass Recycling-Lösungen immer beliebter werden. Der mittelständische Abfallbetrieb Loser Chemie aus Hainichen hat vor Kurzem eine Pilotanlage für das Recycling von Magneten, die Seltene Erden enthalten, in Betrieb genommen. Doch noch muss sich zeigen, ob das Verfahren in der Praxis funktioniert. Problematisch für das Recycling ist insbesondere, dass die Stückzahl der Magnete sehr groß ist, die Menge der einzelnen Metalle je Stück hingegen sehr gering – oft im Milligrammbereich. Unter dem Dach der Fraunhofer-Forschung entsteht mit Unterstützung der Bundesländer Bayern und Hessen derzeit ein neues Institut für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie, das sich diesen und anderen Problemen widmen soll. Die Uhr tickt, denn  der deutschen Wirtschaft läuft langsam die Zeit weg. Bis es soweit ist lagern die Festplatten mit den wertvollen Rohstoffen bei Geodis weiter in ihren Gitterboxen in Nieder-Olm.

Quelle: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/produktion-technologie/seltene-erden-durchbruch-beim-recycling/

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