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Seltene Erden: Der neue Star am Rohstoffhimmel. Was Berater und Ihre Kunden darüber wissen sollten Teil 1

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Anlagebrief Spezial Mai 2012

Seltene Erden: Der neue Star am Rohstoffhimmel. Was Berater und Ihre Kunden darüber wissen sollten

Seit etwas mehr als einem Jahr gehört ein neuer Begriff zum Grundwortschatz gut informierter Investoren und Anlageberater – “Seltene Erden”, ein (Roh-) Stoff, aus dem neuerdings viele Anlegerträume entstehen. Was aber sind „Seltene Erden“? Weshalb ist das Thema plötzlich so brandaktuell, weshalb sind die Preise für diese Rohstoffe plötzlich explodiert?
Dieser ANLAGEBRIEF gibt eine kurze Einführung in dieses komplexe und spannende Thema und zeigt auf, worauf Anleger achten sollten, die an diesem Markt teilhaben möchten.

Bis vor wenigen Jahren war das Thema „Seltene Erden“ (SE) noch in keiner Anlageempfehlung oder in keinem populären Wirtschaftstitel zu finden. Einige wenige erinnern sich vielleicht noch an den Chemieunterricht lang vergangener Tage, wo die 17 Elemente auf der Periodentabelle unter der Gruppe der “Lanthanide” zu finden waren.

Seltene Erden: Der neue Star am Rohstoffhimmel. Was Berater und Ihre Kunden darüber wissen sollten Teil 1

Abb. 1: Periodentabelle mit Seltenen Erden Quelle: Geology.com

1 Einige wichtige Definitionen

Seltene Erden: Der Name ist irreführend, da er impliziert, dass es sich hierbei um Erden handelt, die selten auf unserem Planeten anzutreffen sind. In Tat und Wahrheit handelt es sich hierbei aber nicht um Erden, sondern um Metalle, die praktisch überall in der Erdkruste vorkommen. Der Begriff „Erden“ ist der ursprüngliche Ausdruck für Oxide, die Form, in der alle „Seltenen Erde Metalle“ in der Erdkruste gebunden

sind. Die meist verwendete Abkürzung SEO steht für den Begriff Seltenerdoxide, die eigentlich überall auf unserer Erde vorkommen (ca. 0,1 Promille der gesamten festen Erdkruste). „Selten“ sind sie primär wegen der Tatsache, dass sie nur an wenigen Orten der Welt in einer Konzentration vorhanden sind, die einen wirtschaftlichen Abbau erlauben. Geologische Institute schätzen das weltweite Vorkommen an Seltenen Erden auf 99 Millionen Tonnen.

Einige der Metalle der Seltenen Erden (Cer, Yttrium und Neodym) kommen in der Erdkruste häufiger vor als beispielsweise Blei, Molybdän oder Arsen. Thulium, das seltenste stabile Element der Seltenen Erden, ist immer noch häufiger vorhanden als Gold oder Platin. Die Bezeichnung Metalle der Seltenen Erden ist insofern berechtigt, als größere Lagerstätten von geeigneten Mineralien tatsächlich selten sind. Die Elemente kommen zumeist nur jeweils in kleinen Mengen, in sehr vielen, weit verstreut lagernden Mineralien sowie als Beimischungen in anderen Mineralien vor. Ein Großteil der industriellen Gewinnung von Seltenerdmetallen geschieht daher als Nebenprodukt durch die chemische Aufbereitung bei der Gewinnung anderer, stärker konzentriert vorliegender Metalle aus deren Erzen.

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Bastnäsit von REUTERS

Gefördert werden pro Jahr rund 125.000 Tonnen. An der Jahresausbeute hat China einen unvermindert hohen Anteil: 97 Prozent. Doch verfügt China nur über 38 Prozent der Weltreserven. Diese Situation führt dazu, dass China die Preise bestimmen kann, solange konkurrierende Länder ihre Marktanteile – trotz beträchtlicher Seltenerd-Vorkommen – nicht ausreichend ausbauen. Chinas Mitbewerber auf dem Weltmarkt sind insbesondere die USA mit 13 Millionen Tonnen Reserven, Australien (5,4 Millionen Tonnen), Indien (drei Millionen Tonnen) sowie die Länder der Ex-Sowjetunion, deren Seltenerd-Reserven auf 19 Millionen Tonnen geschätzt werden.
Ferner gibt es hohe Reserven in Kanada, Grönland, Südafrika, Türkei, Kasachstan, Malawi und in Vietnam, das jüngst eine Förder-Kooperation mit Südkorea vereinbart hat. Solange das Quasi-Weltmonopol der Chinesen auf dem Markt der Seltenen Erden nicht „geknackt“ wird, kann China weiterhin durch Ausfuhr-Limits und künstliche Verknappung die Preise bestimmen. In der Spitze (2006) hat China 57.400 Tonnen Seltenen Erden aus seinen Minen gefördert. Seitdem wurde die Jahresausbeute auf 30.300 Tonnen gedrosselt. Beim Kampf um die „Schatztruhe“ namens Seltenen Erden entstanden vorübergehend von den Chinesen diktierte, politische Preise. Das Blatt wird sich wenden, sobald sich der Wettbewerb auf dem Weltmarkt verschärft. Nicht zuletzt warten auch in Afghanistan eine Million Tonnen Seltenen Erden auf ihre Ausbeutung. Die Reserven liegen jedoch in der Provinz Helmand, die immer noch stark umkämpft wird.

Kritische Technologiemetalle: Um ein gutes Verständnis der Wirkungsweise des SE-Marktes zu entwickeln, ist es wichtig, sich der strategischen Bedeutung dieser 17 SE-Elemente bewusst zu werden. Die SEO gehören zu einer Gruppe exotischer Metalle, die für die Herstellung vieler Hightech-Produkte unersetzbar und daher kritisch sind. Ihre einzigartigen chemisch-physikalischen Eigenschaften sind elementare Voraussetzungen für die Produktion von Supermagneten, Computerchips, Metalllegierungen und hocheffizienter optischer Systeme. Der Anwendungsbereich deckt dabei das ganze Spektrum unseres modernen Lebens ab Schlüsseltechnologien sind ohne die Verwendung von Seltenen Erden undenkbar. Produkte wie Computer, Smartphones, LCD-Bildschirme, Digitalkameras, Kernspintomographen, Leuchtstofflampen, Lasergeräte, Röntgentechnik, Brennstoffzellen, Katalysatoren, Russpartikelfilter, Akkus für Hybrid-Fahrzeuge und Laptops sowie die Dauermagnete der Windkraftanlagen und Elektromotoren können heutzutage ohne den Einsatz der HIGH-TECH-METALLE nicht mehr hergestellt werden. Kurz gesagt: Die Automobil-, Elektro- und Rüstungs-Industrie sind auf Seltene Erden zwingend notwendig angewiesen.

Leichte und Schwere Seltene Erden: Die 17 SE-Elemente werden grundsätzlich in zwei Klassen, nämlich in Leichte Seltene Erden (LSE) und Schwere Seltene Erden (HSE) unterteilt. Der Unterschied liegt primär darin, dass die LSE in größeren Mengen vorkommen und daher das Versorgungsrisiko kleiner ist. Dadurch sind sie langfristig eher einem Preiszerfall ausgesetzt als HSE, die weltweit in weit geringeren Mengen vorhanden sind. Die Konsequenz: Seltene Erden Projekte mit einem hohen Anteil an HSE haben langfristig einen klaren wirtschaftlichen Vorteil gegenüber Vorkommen mit LSE (Abb. 2). Die Seltenen Erden, die in der Industrie im großen Rahmen benötigt werden sind an leichten Seltenen Erden: Europium mit derzeit US$ 4.250,00 pro Kilogramm, Neodym mit US$ 255,00 pro Kilogramm und Praseodym mit US$ 225,00 pro Kilogramm. An schweren Seltenen Erden werden folgende Elemente von der Industrie benötigt: Terbium mit US$ 3.400 pro Kilogramm, Yttrium mit US$ 110,00 pro Kilogramm, Dysprosium mit US$ 2.025,00 pro Kilogramm und Gadolinium mit US$ 225,00 pro Kilogramm. Alle genannten Preise beziehen sich auf die entsprechenden Oxide und sind Verhandlungswerte im Februar 2012. Das einzige Element der Seltenen Erden Gruppe, welches an einer Börse gehandelt wird und damit einen tagesaktuellen Preis hat ist Neodym, welches an der Börse von Shanghai als Rohstoff im Handel aufgenommen wurde. Das Institut für Seltene Erden und Metalle hat bereits einen Workshop gegründet, der sich mit der Schaffung eines einheitlichen Industriestandards für Europa bezüglich der Qualität der Seltenen Erden beschäftigt. Erst wenn alle seltenen Erden einer Gattung dieselbe Reinheit besitzen, können diese auch handelbar gemacht werden. Dies hätte einen großen Vorteil für die Industrie, die somit in der Lage wäre zukünftige Selten Erden Einkäufe an der Börse durch Terminkontrakte preislich abzusichern.

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Abb. 2: Leichte und Schwere Seltene Erden. SE-Elemente, die langfristig knapp sind. Quelle: Institut für Seltene Erden und Metalle e.V. www.institut-seltene-erden.org

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