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Seltene Erden: Anzeichen für eine Trendumkehr?

Die Seltene Erden Preise sind in den letzten Monaten sehr stark eingebrochen. Was hat der Einbruch für Sie bedeutet?

Thomas Grob: Viele Anleger halten sich zurück, um eine Bodenbildung abzuwarten. Nur ganz sporadisch handeln Anleger antizyklisch und nutzen das aktuelle Preisniveau als Einstieg oder ganz einfach, um ihre Positionen zu verbilligen. Aber auch der Abfluss an industrielle Verbraucher ist ins Stocken geraten. Denn auch die Industrie deckt seit Monaten nur die kurzfristigen Bedarfsmengen ein. Lagerbevorratung ist für die große Mehrzahl der Industriekunden derzeit eher tabu.

Sind Sie der Überzeugung, dass wir die Tiefststände erreicht haben?

Grob: Noch immer sehen wir Bewegungen nach unten, wenngleich es inzwischen auch erste Anzeichen für eine Trendumkehr zu beobachten gibt. Die weitere Preisentwicklung wird auch in großem Maße davon abhängen, was in China passiert. Im November haben die 4 Marktführer ihre Anlagen reihenweise vom Netz genommen und somit das offizielle Angebot an Seltenen Erden spürbar zurückgefahren. Zudem hat die chinesische Regierung beschlossen, im großen Umfang strategische Reserven aufzubauen. Allerdings gibt es noch immer große Mengen an Schmuggelware, welche dem Markt zufließt. China hat in den zurückliegenden Monaten verschiedene Maßnahmen im Kampf gegen illegalen Abbau und Warenschmuggel in die Wege geleitet. Sobald diese Maßnahmen greifen, werden die Preise zwangsläufig wieder drehen. Denn erst dieser Tage hat Metal Pagesberichtet, dass im letzten Jahr der Anteil illegaler Exporte die legalen Exporte um ca. 20% überstieg. Im Ergebnis bedeutet dies, dass die tatsächlich ausgeführte Menge um fast 35% über der von der Regierung freigegebenen Gesamtmenge lag.

 

Welche der Technologiemetalle finden Sie zur Zeit interessant?

Grob: Hier sind sicherlich eine Reihe von Metallen zu nennen. Gallium z.B. blickt auf einen rasanten Preisverfall zurück. Allerdings ist dieser einem Vorgriff auf zukünftige Bedarfsanstiege geschuldet. So wurden neue Kapazitäten aufgebaut und auch weitestgehend ausgelastet, obwohl die verarbeitende Industrie noch hinterher hinkt. Dadurch ergibt sich für den Anleger die große Chance, Gallium aktuell zu Preisen zu erwerben, die im Bereich der Selbstkosten liegen. Bei derzeitigem Preisniveau werden die Produzenten zwangsläufig in Erwägung ziehen, Anlagen vorübergehend vom Netzt zu nehmen.

Auch Germanium erscheint derzeit sehr interessant. Hier hat China als weltgrößter Produzent in diesen Tagen entschieden, dem Markt bis März 2014 eine Menge von 20 t zu entziehen, um strategische Reserven aufzubauen. Dies entspricht ca. 15% der Weltjahresproduktion aus dem Jahr 2011.

Greift die Politik in die Preispolitik gezielt ein?

Grob: Indirekt greift China ganz sicherlich in die Preispolitik ein. Die weiter oben genannten Maßnahmen, aber auch die seit vielen Jahren etablierte Quotenpolitik bestätigen dies. Allerdings hat China auch eine große Verantwortung. Es ist sicherlich in unser aller Interesse, dass China den illegalen Bergbau bekämpft, verursachen die hier angewandten primitiven Fördermethoden doch einen erheblichen Schaden für die Umwelt. Andererseits ist durchaus verständlich, dass China an einer Nachhaltigkeit der dort vorhandenen Bodenschätze interessiert ist und außerdem die vorhandenen Ressourcen mit größtmöglichem Nutzen ausschöpfen will.

Das Interview mit Thomas Grob führte Sebastian Dürnagel von der Value Relations GmbH.

 

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