21.03.2012 − Röttgen-Diskussion verstärkt Unsicherheit bei Energiewende und Solarkürzung
Zu den Fragen um Zeitpunkt, Höhe und Wirkung der geplanten Kürzung der Solarförderung tritt mit der Personalie Norbert Röttgen ein weiterer Unsicherheitsfaktor in die aktuelle Diskussion um die Ausgestaltung der Energiewende. Ein Umweltminister, der in einer kritischen Phase der Energiewende aufgrund des anstehenden Wahlkampfs in Nordrhein-Westfalen nicht mit voller Kraft für sein Amt zur Verfügung steht, könnte sich als zusätzliche Belastung für die ohnehin schleppende Weichenstellung beim Umbau des Energiesystems erweisen.
Der Titelbericht der aktuellen Ausgabe 12/2011 von EUWID Neue Energien greift die aktuelle Diskussion um Bundesumweltminister Norbert Röttgen auf und skizziert mögliche Konsequenzen für die Energiewende. Insgesamt umfasst die am 21. März erschienene Ausgabe 103 Nachrichten und Berichte zur Energiewende auf 36 Seiten. Im Folgenden findet sich eine Kurzcharakteristik der Ausgabe (zur kompakten Übersicht gelangen Sie hier):
Übergreifende Themen
Auf der Tagung „Energy Storage“ in Düsseldorf hat Umweltminister Röttgen, über dessen Zukunft derzeit heftig spekuliert wird, die Vorreiterrolle Deutschlands in der Energiewende hervorgehoben. Die Energiewende sei das Wirksamste, das Deutschland mit Glaubwürdigkeit und Kompetenz in die internationale Diskussion um Klimawandel und Ressourcenschonung einbringen könne, sagte er. „Die Welt schaut darauf, dass unser Land aus der Energiewende ein Erfolgsmodell macht.“
Auf der gleichen Tagung kritisierte Eicke R. Weber, Sprecher der Fraunhofer-Allianz Energie, dass bei der Umsetzung der Energiewende nach wie vor zu sehr in Schubladen gedacht werde. „Um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern, kommt es darauf an, sich das große Ganze anzusehen“, erklärte er. Gleichwohl gebe es derzeit keine universell einsetzbare Technologie zur Energiespeicherung.
Umso wichtiger ist zum jetzigen Zeitpunkt die Anpassung von Angebot und Nachfrage. Der Netzbetreiber Amprion berichtet, dass im abgelaufenen Jahr an 45 Tagen Erzeuger von Windstrom angewiesen werden mussten, ihre Anlagen zu drosseln. 2010 sei dies nur an 6 Tagen der Fall gewesen. Die Steuerung von Netzengpässen habe 2011 rund 101 Mio. € gekostet, im Vorjahr belief sich der entsprechende Betrag auf 36 Mio. €.
Weitere Artikel im Bereich der übergreifenden Berichterstattung von EUWID Neue Energien 12/2012 befassen sich unter anderem mit den Plänen des neuen Chefs der Bundesnetzagentur, Jochen Homann und der Klage der EU gegen China wegen Wettbewerbsbeschränkungen bei Seltenen Erden. Die Unternehmensberichterstattung richtet den Blick auf E.ON, Siemens, NextKraftwerke, Munich Re, Stadtwerke Duisburg und Hoppecke.
Bioenergie
Auch im Bioenergiebereich bringt der aktuelle Entwurf zur Änderung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) einige Änderungen und Klarstellungen mit sich. Eine Klarstellung besteht darin, dass Biodiesel auch künftig als Stützfeuerung in allen Zündstrahl-Blockheizkraftwerken möglich sein soll. Damit schließt der Entwurf eine Lücke im bisherigen Paragraph 27 des EEG 2012.
Mit den Wirkungen der Förderung des Biomasseanbaus zur Energiegewinnung befasst sich eine aktuelle Analyse des Thünen-Instituts. Demnach hat die Förderung der Bioenergie einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Landwirtschaft. Dies gelte sowohl für den Agrarhandel als auch für die Anbaustrukturen und die Umweltwirkungen der Landwirtschaft. Aus Sicht des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) werden die Risiken des Einsatzes von Energie aus Biomasse unterschätzt.
Mit Blick auf die Nachhaltigkeit unproblematisch dürfte eine neue Anlage sein, die der Biokraftstoffproduzent Verbio in Zörbig eröffnet hat. Dort wird seit Neuestem Biokraftstoff aus Stroh produziert. Zunächst wird Biogas hergestellt, das nach Aufbereitung ins Erdgasnetz eingespeist und dann unter der Marke „verbiogas“ als Kraftstoff zur Verfügung steht. Weitere Bioenergiemeldungen in EUWID Neue Energien 12/2012 thematisieren die jüngsten Entwicklungen bei MT-Energie und Agravis. Die Marktberichterstattung umfasst den aktuellen Sägerestholz-Marktbericht, die Großhandelspreise für Getreide und Ölsaaten sowie die Wochenpreise für Biodiesel.
Solarenergie
Die deutschen Solarunternehmen machen sich von dem durch weitere Solarkürzungen bedrohten Heimatmarkt Deutschland zunehmend unabhängig und setzen dabei auch verstärkt auf die Karte Griechenland. „Griechenland ist einer der wichtigsten solaren Zukunftsmärkte in Europa“, sagte Solarworld-Chef Frank Asbeck. Auch Conergy, Q-Cells und Kirchner Solar sind bereits am griechischen Markt erfolgreich.
Unterdessen stellt das Unternehmen Degerenergie die Produktion von Nachführsystemen für den Bereich Concentrating Photovoltaics (CPV) ein. „Ein einträgliches Geschäft ist damit auf absehbare Zeit nicht in Sicht“, heißt es seitens des Horber Unternehmens. Weitere Unternehmensmeldungen in EUWID 12/2012 zum Thema Solarenergie befassen sich mit den Neuigkeiten bei Solar Millennium, Wacker Chemie, Heliatek, Solon, Singulus, Siemens Energy und S.A.G Solarstrom. Im Marktbereich finden sich ferner die jüngsten Daten zur Modulpreisentwicklung und zur Einspeisung von Solarstrom in den Regelzonen der Übertragungsnetzbetreiber.
Windenergie
Der Windenergiebranche in Niedersachsen drohen tiefe Einschnitte. Nachdem das Unternehmen Siag Schaaf, das die ehemaligen Nordseewerke in Emden übernommen hatte, am Montag beim Amtsgericht Montabaur einen Insolvenzantrag gestellt hat, kündigte der Windkraftanlagenhersteller Bard an, seine Rotorblattfertigung in Emden zu schließen. Als Grund für die nennt das Unternehmen fehlende Anschlussaufträge nach Abschluss der Fertigung für den Windpark Bard Offshore 1.
Der Energiekonzern EnBW macht derweil Fortschritte beim Ausbau seines Onshore-Wind-Engagements. Im Nordschwarzwald wurde in der vergangenen Woche ein 138 Meter hohes Windrad in Betrieb genommen. EnBW-Vorstand Hans-Peter Villis kündigte zugleich den Bau weiterer Windräder an. „Derzeit prüfen wir über hundert Standorte hier im Land mit einem grundsätzlichen Potenzial von bis zu 400 Windkraftanlagen.“ Der Konzern habe sich bereits Flächen an 22 Standorten gesichert.
Die Windberichterstattung in EUWID Neue Energien 12/2012 wird ergänzt mit Berichten zu Prokon, RWE, Infineon, arvato, ThyssenKrupp Mannex und REpower. Ferner finden sich die neuesten Daten zum Windkraftzubau in Deutschland und zur Windenergieeinspeisung in den ÜNB-Regelzonen im aktuellen Heft.
Geothermie und Wasserkraft
Nach mehr als einjährigen Verhandlungen gibt es im Mediationsverfahren zur Nutzung von Geothermie in der Vorderpfalz ein Zwischenergebnis. Gefordert werden unter anderem eine rechtzeitige Beteiligung von Anwohnern vor dem Bau neuer Kraftwerke und genaue Untersuchungen des Untergrunds, bevor die ersten Bohrungen angesetzt werden.
In Niedersachsen haben sieben Unternehmen und vier Forschungseinrichtungen unterdessen das „Drilling Network Niedersachsen“ (DNN) gegründet, um die Nutzung geothermischer Energie weiter voranzubringen. Dessen ungeachtet dürfte es nach Einschätzung des Projektleiters des Potsdamer GeoForschungszentrums (GFZ), Ernst Huenges, noch Jahrzehnte dauern, bis die Geothermie spürbar zur Energieversorgung in Deutschland beitragen könne. Es sei denkbar, dass in 20 bis 30 Jahren etwa fünf Prozent der Grundlast bei der Stromversorgung aus Erdwärme kommen.
Einen deutlich höheren Anteil an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hat nach wie vor die Wasserkraft. Ein Laufwasserkraftwerk in der Nähe der Ruhr-Mündung könnte in Zukunft grünen Strom für Duisburg liefern. Die Stadtwerke Duisburg AG prüft derzeit den Bau einer entsprechenden Anlage am Ruhrwehr in Duisburg-Ruhrort. Sollte das Projekt wirtschaftlich zu realisieren sein, würde die Entscheidung zum Bau voraussichtlich noch 2012 fallen.
Quelle: EUWID Neue Energien 12/2012