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„Investitionen in Schwere Seltene Erden bleiben attraktiv“ (H.Weimer, Emuro GmbH)

Neue Kühlschranktechnologie, Tesla, E-Mobilität und Alternative Energien brauchen Schwere Seltene Erden

Interview mit Helmut Weimer, Emuro GmbHBE: Herr Weimer, wie hat sich die Situation bei den Seltenen Erden in den letzten 12 Monaten entwickelt? Hat der Markt seinen Boden gefunden?Weimer: Aufgrund der weltweiten Konjunkturschwäche haben wir einen Nachfragerückgang gespürt. Die daraus resultierende Preiskonsolidierung sowie die immensen Schwarzexporte, vor allem bei den schweren Seltenen Erden, dürften mittlerweile aber ihren Boden gefunden haben. Hierbei haben die drakonischen Strafen für Schwarzexporte und auch der zwischenzeitlich begonnene Aufbau von strategischen Reserven durch die chinesische Regierung (laut AsianMetal sollen dabei bemerkenswerte Mengen von Terbiumoxid, aber auch Neodym, Gadolinium, Dysprosium und Praseodym eingelagert werden) beigetragen.BE: Hat sich die Nachfragesituation innerhalb der Seltenen Erden verschoben?

Weimer: Unsere bisherigen Empfehlungen, sprich die Investition in die schweren Seltenen Erden, bleiben unverändert. Schwere Seltene Erden finden vor allem in „Grünen Technologien“ (Elektromobilität, Windkraftanlagen, Energiesparlampen) Verwendung. Bis zur Eröffnung zumindest einer der etwa 20 bekannten Lagerstätten mit schweren Seltenen Erden außerhalb Chinas ist die Versorgungslage mit diesen Seltenen Erden noch gefährdet.
Mittlerweile hat General Electric eine neue Generation hocheffizienter Kühlschränke entwickelt (Anm. Red.:http://www.ingenieur.de/Themen/Ene… ). Diese neue Technologie basiert auf einer Reihe von Magneten und soll etablierte Technologien, die in der Kältetechnik angewendet werden, schon bald ersetzen. Beste Ergebnisse habe man dabei mit Magneten erzielt, die auf einer gadoliniumhaltigen Legierung basieren. Dies könnte den globalen Bedarf an Gadolinium deutlich erhöhen und in der Folge auch den Preis für dieses Metall nach oben steigen lassen. Deshalb beurteilen wir jetzt auch zusätzlich Gadoliniumoxid innerhalb der schweren Seltene Erden als aussichtsreiches Anlagemetall.

BE: Inwieweit hat sich die Nachfrage durch Substitute verändert? Laut Spiegel soll damit die globale Nachfrage um ein Drittel geschrumpft sein (http://www.manager-magazin.de/finanzen/a… Welche Seltenen Erden bzw. Substitute sind das?

Weimer: Der Aussage des Spiegels kann ich in dieser Form nicht zustimmen. Einerseits haben wir schon immer vor einer Investition in Seltene Erden-Zertifikate gewarnt und hatten auch bei den Explorationsaktien aus dem Seltene Erden-Bereich eine zurückhaltende Meinung.
Eine Schrumpfung der globalen Nachfrage nach Seltene Erden in Höhe von ca. 33%, verursacht durch Substitution, ist nicht ganz richtig. In Leuchtstoffen ist ist z.B. eine Substitution von Seltene Erden überhaupt nicht möglich. Was sich geändert hat, ist z.B. der mengenmäßige Bedarf von einzelnen Seltenen Erden. Bei den Leuchtstoffen hat z.B. schneller als erwartet eine Verschiebung von der Energiesparlampe hin zur LED stattgefunden. Dies führt dazu, dass zukünftig bei der LED-Produktion weniger Yttrium und Europium benötigt wird.
Für Windkraftanlagen können auch bestehende, jedoch mit Nachteilen verbundene technische Möglichkeiten ohne Einsatz von Dauermagneten weiter genutzt werden. Eine Substitution von Seltene Erden-haltigen Dauermagneten in der E-Mobilität ist derzeit nur sehr eingeschränkt möglich.
Einzelne Produzenten versuchten aufgrund der Preisspitzen auf Alternativen auszuweichen. Dies ging aber leider zu Lasten der „Performance“ und hat sich mittlerweile wieder umgekehrt.

BE: Hat Teslas Gigafactory auch eine Auswirkung auf Seltene Erden?

Weimer: Vorab sollte man voraussetzen bzw. annehmen, dass die Gigafactory von Tesla in dieser Größenordnung überhaupt verwirklicht werden kann. Es gibt derzeit noch eine Menge von Unwägbarkeiten, welche vor allen Dingen eine zuverlässige Rohstoffversorgung sowie die noch nicht gesicherte Finanzierung in Höhe von ca. 5 Mrd. USD beinhalten.
Die neue „Gigafactory“ würde insbesondere den Lithium-Verbrauch nach oben treiben. Schon heute greift der Lithium-Abbau „in bislang weitgehend unberührte Ökosysteme in China und Südamerika ein“, wie eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) feststellt. Auch andere Metalle könnten Probleme bereiten, falls Tesla seine Jahresproduktion von derzeit ca. 22.500 Autos wie geplant auf etwa 500.000 Einheiten ausweitet. Für E-Autos werden erheblich mehr metallische Rohstoffe wie Kupfer, Lithium und Seltene Erden benötigt als für herkömmliche PKWs.

BE: Wie beurteilen Sie die WTO-Entscheidung zugunsten der Industrieländer bezüglich Chinas Seltene Erden-Politik?

Weimer: Die Auswirkungen des WTO-Urteils werden eher gering sein. Zum Einen ist China in Berufung gegangen und andererseits haben die Chinesen mittlerweile begonnen, ihre eigenen strategischen Reserven weiter aufzustocken. Das staatliche China Securities Journal schrieb dazu am 9.April 2014, dass zwischen dem State Bureau of Material Reserve (SBMR) und einigen großen Produzenten der Seltenen Erden (China Minmetals Rare Earth, Inner Mongolia Batou Steel Rare-Earth, Ganzhou Rae Earth, u.a.) eine Vereinbarung über Reserven unterzeichnet wurde. Man spricht hierbei davon, dass über 13.000 Tonnen zusätzliche Seltene Erden zu den strategischen Reserven von China hinzu kommen. Laut AsianMetal sollen dabei bemerkenswerte Mengen von Terbiumoxid, aber auch Neodym, Gadolinium, Dysprosium und Praseodym eingelagert werden.
Basierend auf dem Volumen der (nationalen) chinesischen Reserven werden die großen Produzenten von Seltenen Erden gezwungen sei, ihre eigenen Reserven um etwa 30% zu erhöhen. Von den Marktteilnehmern wird daher erwartet, dass die Preise für Seltene Erden in China vor dem Hintergrund der Aufstockung der Staatsreserven in den nächsten Wochen steigen werden.
Den angesprochenen Punkt der Umweltverschmutzung bzw. -belastung in der WTO-Entscheidung wird China natürlich ebenfalls nutzen. Die Einführung von steuerpolitischen Maßnahmen in diesem umweltbelastenden Sektor hat offiziell begonnen. Die Absicht Chinas, ab 2015 eine neue Umweltsteuer auf Seltene Erden einzuführen, wird nach Meinung von Marktexperten ebenfalls eher zu steigenden Preisen führen.

BE: Was ist aus den fast 300 Unternehmen geworden, die vor ein paar Jahren die Gunst der Stunde nutzten, um am Kapitalmarkt Gelder für Explorationsvorhaben aufzustellen?

Weimer: Man weckte in der jüngsten Vergangenheit mit der Berichterstattung über inzwischen mehr als 400 potentielle Lagerstätten für Seltene Erden den Wunsch, diese würden zu einer erheblichen Entlastung des Marktes und einer Lockerung von den chinesischen Lieferungen führen. Dazu hatten und haben wir eine feste Meinung: Von den mehr als 400 Lagerstätten werden vielleicht an die fünfzig in der Lage sein, ihre Exploration abschließen zu können, sofern sie auch künftig mit dem erforderlichen Eigenkapital ausgestattet werden. In der jetzigen Phase auf nennenswerte Fremdmittel zu hoffen, ist wohl eher unwahrscheinlich. Die Institutionellen Anleger haben sich komplett aus den Minenfinanzierungen verabschiedet. Lediglich private Investoren nehmen noch an Finanzierungsrunden teil, die von den Explorationsunternehmen über „private Placements“ abgewickelt werden.
Es werden zwei oder drei Unternehmen in die reale Produktionsphase kommen, langfristig vielleicht auch fünf, aber die hohen Investitionen für Exploration, für die Fördereinrichtungen und die extrem hohen Kosten für die Separationsanlagen (bei Lynas sind es inzwischen mehr als 1,3 Mrd. australische Dollar) sind ein Hinweis dafür, dass diese Vorhaben wohl nie finanziert werden können.

BE: Wie entwickeln sich die beiden größeren SE-Explorateure Lynas und Molycorp?

Weimer: Die beiden Unternehmen produzieren in der Regel die leichten Seltenen Erden, die spottbillig sind. Was die Unternehmen benötigen, sind hohe Anteile an den teureren und gesuchten Seltenen Erden, die aber nur in Spuren in den Lagerstätten zu finden sind. Und somit passt die gesamte Finanzierung der Lagerstätten überhaupt nicht. Wenn also Lynas und Molycorp in ihre volle Produktion eintreten, dann werden sie den Markt für die leichten Seltenen Erden überschwemmen, die Preise dieser Erden werden zurückgehen und für die anderen Newcomer ist die Erde verbrannt. China wird seine Macht auch weiterhin, insbesondere bei den strategisch wichtigeren schweren Seltenen Erden, ausüben können. Eine Markterleichterung durch ein großes neues Angebot bei den schweren Seltenen Erden sehe ich nicht.
Die immer wieder vorgebrachten Hinweise auf die Förderpotentiale von Lynas und Molycorp (USA) – also auf die nicht von China abhängigen Lagerstätten in Australien und in den USA – stehen auf schwachen Füßen. Lynas kommt in seiner hochmodernen Aufbereitungsanlage in Malaysia nicht in Fahrt, weil Umweltgruppen permanent quer schießen. Für die ersten sechs Monate bis zum Ende des vergangenen Jahres meldete Lynas einen Verlust von 59,29 Mio. AUD, außerdem ist für die Rückzahlung von Krediten sowie der geplanten Produktionsausweitung in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich eine zusätzliche Finanzierung notwendig.
Und Molycorp? Nun denn, wenn sie die immer wieder revidierten Ziele irgendwann einmal erreichen werden (dazu bedarf es weiterer größerer Kapitalerhöhungen), dann produzieren sie aufgrund der Vorgaben der Lagerstätte Mountain Pass fast ausschließlich leichte Seltene Erden wie Cer, Lanthan und als Hoffnung für diese stark strapazierte Gesellschaft auch einiges an Neodym, das ja am Markt für Permanentmagnete gesucht wird. Von den sehr gefragten schweren Seltenen Erden fördern sie kaum nennenswerte Mengen. Mit reinen Zahlenspielen, also mit der Tonnagesumme aller Seltenen Erden darf man diese nicht analysieren, sondern man muss sich auf die Werte und Mengen der einzelnen Selten-Erd-Metalle konzentrieren. Da werden bei den Schweren Seltenen Erden die erhofften neuen Fördermengen von Lynas und Molycorp keine Erleichterung bringen.

BE: Mit Jamaica hat ein japanisches Minenunternehmen ein Explorationsabkommen geschlossen. Hat Jamaica wirklich so große Vorkommen, deren Abbau den Markt bewegen könnte?

Weimer: Die Firma Nippon Light Metal Holdings aus Japan hat 2013 ein Joint-Venture Abkommen mit der Jamaicanischen Regierung geschlossen, um zukünftig ca. 1.500 Tonnen Seltene Erden abzubauen. Um welche Seltene Erden es sich handelt bzw. wie die Lagerstätte sich detailliert zusammen setzt und wie die Erschließungskosten aussehen, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Ob dieser geplante Abbau, sofern er realisiert wird, den Markt bewegen kann, das wage ich zu bezweifeln.

BE: Was ist an der im Spiegel berichteten Story dran, derzufolge Deutschland in der Tiefsee Seltene Erden-Bodenschätze abbauen will (http://article.wn.com/view/2014/… )? Wird man das noch erleben oder ist das mehr eine Jules-Verne-Story a la Reise zum Mittelpunkt der Erde?

Weimer: Die derzeitige Tiefsee-Forschung wirft dazu viele Fragen auf. Vor allem die ökologischen Aspekte sind danach kaum seriös zu beurteilen. Technisch gesehen ist heute schon der punktuelle Abbau am Meeresboden möglich, für die Tiefsee ist die Wissenschaft aber noch nicht wirklich gerüstet. Für die Seltenen Erden sind Erschließungen von Lagerstätten in der Tiefsee übermäßig kostenintensiv sowie mit dem Risiko verbunden, dass eine genaue Exploration nicht sehr zuverlässig ist.
Das entscheidende ökonomische Referenzprojekt aus Sicht der Wissenschaftler arbeitet vor Papua-Neuguinea im Pazifik. Der kanadische Multi „Nautilus Minerals“ will dort Manganknollen abbauen. In einem Areal von 1,3 Kilometer Länge und bis zu 200 Meter Breite sollen dort Gold, Silber, Kupfer und Zink liegen. Zurzeit sind jedoch die Arbeiten in der Bismarcksee aufgrund eines Rechtsstreits mit der Regierung eingestellt. Hintergrund dabei ist das Seerechtsübereinkommen seit 1982, welches die wirtschaftliche Nutzung des Meeresbergbaues innerhalb der Länder regelt. Und darin liegt zusätzlicher Zündstoff für die Zukunft.

BE: Wie ist das Kundeninteresse an Seltenen Erden?

Weimer: Das Kundeninteresse ist seit einigen Wochen wieder angestiegen. Dabei haben wir festgestellt, dass viele Kunden, die in 2011 zu höheren Preisen Investitionen getätigt hatten, das derzeitige Preisniveau zu „Einstandsverbilligungen“ genutzt haben. Dies trifft neben den schweren Seltenen Erden besonders auch auf das Sondermetall Gallium zu, so dass wir recht optimistisch in die Zukunft schauen.

BE: Wie geht ein Anleger am besten vor? Kauf über Zollfreilager oder Lagerung zuhause?

Weimer: Bei der Einlagerung gilt es grundsätzlich vorweg einige Punkte zu beachten. Wichtig ist vor allem, dass die eingelagerten Waren, ob Seltene Erden oder auch Sondermetalle, sich in Originalverpackungen und in handelbaren Industriegebindeeinheiten der jeweiligen Hersteller befinden. Zusätzlich ist die dazugehörige chemische Analyse der entsprechenden Seltene Erden-Oxiden oder auch Sondermetalle absolut notwendig, um einen späteren Wiederverkauf an die Industrie problemlos zu gewährleisten.
Die Einlagerung im Zollfreilager erspart dem Investor natürlich Umsatzsteuer und Zoll gegenüber einer Einlagerung zuhause. Zudem ist der logistische Aufwand bei einem Verkauf aus dem Zollfreilager wesentlich geringer, als bei einem Verkauf aus einer privaten Lagerstätte.

BE: Herr Weimer, danke für das Gespräch.

Das Interview führte Christoph Rohrmoser

Quelle: http://www.boerse-express.com/pagesfoonds/31113

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