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„Deutsche müssen Globalisierungsweltmeister werden“

16.03.2012 – „Deutsche müssen Globalisierungsweltmeister werden“

Ein Handelskrieg um wichtige Rohstoffe bedroht Technologie und Arbeitsplätze in Deutschland. Ist die weitere Globalisierung ein Ausweg?

Wie so oft in den vergangenen Jahren blickt die deutsche Wirtschaft auch diesmal wieder voller Optimismus in das neue Jahr. Ungeachtet der weiter schwelenden Schuldenkrise in Europa erwartet das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ein Wachstum von 1,3 Prozent und im Jahr 2013 sogar um 2,2 Prozent.

Auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht den Frühling kommen und verspricht einen Zuwachs von 0,7 Prozent, für 2013 prophezeit es sogar den „Eintritt in die Hochkonjunktur“ mit einem Wachstum von 1,9 Prozent. Und der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Februar zum vierten Mal in Folge gestiegen. Demnach gehen die Unternehmen voller Zuversicht in das laufende Jahr.

Diesem Optimismus kann derzeit allenfalls die Sorge um die Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe trüben. Von einem Handelskrieg mit China ist die Rede. Seit Peking im Sommer vor zwei Jahren den Export von Rohstoffen, die für die Stahlindustrie, für Elektromotoren, Smartphones, Windkraftanlagen oder etwa Laser bislang unverzichtbar sind, massiv einschränkte, hat sich die Situation deutlich verschärft.

Westliche Industrienationen werfen China eine unzulässige Verknappung dieser „Seltenen Erden“ vor mit dem Ziel, sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Denn durch die Exportbeschränkungen steigen die Preise für die Produzenten in den westlichen Industrienationen. China liefert über 90 Prozent der Seltenen Erden. Nun haben die Europäische Union und die USA gemeinsam ein Verfahren bei der Welthandelsorganisation (WTO) gegen China angestrengt.

Welche Folge eine Verknappung von Rohstoffen gerade für ein Industrieland wie Deutschland hat, das selbst so gut wie keine Rohstoffe besitzt, zeigen Reaktionen aus der Wirtschaft. Über die Hälfte der deutschen Technologie-Unternehmen sehen in den Energie- und Rohstoffpreisen das größte Risiko für die Konjunktur.

„In der Industrie sind es sogar 80 Prozent, davon hat fast ein Drittel bereits Schwierigkeiten, seinen Rohstoffbedarf zu decken“, meldete die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern nach dem Rohstoffgipfel im vergangenen Jahr. Eine weitere Verknappung der Rohstoffe also könnte die aufstrebende deutsche Konjunktur abrupt abbremsen.

Exportweltmeister reicht nicht

Daher rät Sven Marlinghaus, Partner beim auf globalen Einkauf spezialisierten Beratungshaus „BrainNet“, den deutschen Unternehmen zu einer neuen Strategie. „Es reicht nicht, Exportweltmeister zu sein. Die deutschen Unternehmen müssen Globalisierungsweltmeister werden, wenn sie ihren technologischen Vorsprung verteidigen und die Produktions-Arbeitsplätze in Deutschland sichern wollen“, sagt Marlinghaus im Gespräch mit „Welt Online“. „Das heißt, sie müssen die Wertschöpfungskette globalisieren und den Zugang zu Rohstoffen vor Ort sichern.“

Obwohl Deutschland weltweit Rohstoffe für seine High-Tech-Produkte einkaufen müsse, säßen 80 Prozent der strategischen Einkäufer heute immer noch in Deutschland – und nicht dort, wo die kritischen Güter eingekauft werden. Zwar hätten die Unternehmen weltweit Produktionsstätten aufgebaut, aber nur in seltenen Fällen unmittelbaren Zugang zu den Rohstoffquellen gesichert.

Rohstoffmarkt ändert sich radikal

In den vergangenen Jahren habe sich der Rohstoffmarkt radikal verändert. Er sei gekennzeichnet von hohen Preisschwanungen, die schon mal zwischen 30 und 40 Prozent liegen könnten. Schuld daran sei vor allem die künstliche Verknappung aus strategischen Motiven wie im Falle Chinas und die zunehmende Spekulation mit Rohstoffen.

„Darum müssen die deutschen Unternehmen vor Ort neue Kompetenz aufbauen, also den Einkauf viel stärker lokal organisieren. Sinnvoll wäre es auch, erste Schritte der Produktion dort direkt anzubinden“, rät Marlinghaus.

Auch die Bundesregierung weiß um die Sorgen der deutschen Unternehmen. Daher hat sie ihre Bemühungen um Rohstoffabkommen mit anderen Ländern verstärkt. Vor einigen Monaten unterzeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel einen entsprechenden Vertrag mit der Mongolei, im Februar wurde ein Vertrag mit Kasachstan geschlossen.
Quelle: Welt online

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