09.04.2012 – China verstärkt Kontrolle über Hightech-Metalle
China beherrscht fast die gesamte Weltproduktion sogenannter Seltener Erden, die unerlässlich sind für viele Hightech-Produkte – und verärgert andere Länder mit seiner Preispolitik. Jetzt hat Peking einen Industrieverband für den Sektor gegründet, um ihn noch stärker zu kontrollieren.
Peking – Wenn es um die Gewinnung und Produktion von Seltenen Erden geht, hat China eine Monopolstellung – sehr zum Missfallen anderer Nationen. So kam es in der jüngsten Vergangenheit mehrfach zu Auseinandersetzungen um die Hightech-Metalle. Nun hat Peking auf die internationalen Proteste reagiert und einen Wirtschaftsverband für Seltene Erden gegründet. Dieser soll unter anderem die Konsolidierung in der für Elektronik und Verteidigung wichtigen Branche vorantreiben.
Der Verband werde den Abbau und die Verarbeitung der Rohstoffe koordinieren und „einen vernünftigen Preismechanismus“ entwickeln, teilte das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie am Sonntag mit. Die Gruppe werde helfen, Chinas Verantwortung für den internationalen Handel mit Seltenen Erden zu tragen. Staatssekretär Su Bo sagte, die Regierung in Peking wolle kleinere Betriebe schließen und so den großen Unternehmen einen höheren Anteil verschaffen. Zudem solle der Umweltschutz verbessert werden.
Seltene Erden werden für viele Elektronikprodukte wie Flachbildschirme, Smartphones, Windkraftanlagen und medizinische Geräte benötigt. China verfügt etwa über ein Drittel der weltweiten Vorkommen und kontrolliert derzeit rund 90 Prozent der Weltproduktion. In den vergangenen Jahren hat China die Ausfuhrquoten für Seltene Erden immer wieder gesenkt. Als Grund wurden der gestiegene Bedarf im eigenen Land und wachsende Bedenken wegen Umweltschäden bei der Förderung der Erze angeführt.
Die auf die Metalle angewiesene Industrie im Ausland wirft der Regierung in Peking jedoch vor, illegal die Exporte niedrig zu halten, um der heimischen Industrie Vorteile zu verschaffen und ausländische Unternehmen ins Land zu locken. Ende März hatten die EU, die USA und Japan wegen der restriktiven Exportpolitik für Seltene Erden vor der Welthandelsorganisation verklagt: Mit Exportquoten, Zöllen und Mindestpreisen benachteilige China die globalen Abnehmer und verstoße damit gegen seinen Beitrittsvertrag zur WTO.
China wies die Vorwürfe stets zurück und erklärte, die Kontrollen dienten dazu, die Umwelt und Vorräte zu schonen. „Viele Länder haben Vorkommen an Seltenen Erden, man kann nicht alleine von China erwarten, alle Vorräte bereitzustellen“, sagte der neu ernannte Vorsitzende des Industrieverbandes, Gan Yong.
Der Verband untersteht dem Ministerium für Industrie und Informationstechnologie, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Insgesamt sollen mehr als 130 Unternehmen Mitglieder sein, darunter die staatseigenen Giganten Aluminium Corp. of China und China Minmetals Corp.
(Reuters/dapd)