China kommt Boom bei Seltener Erde teuer zu stehen
24.04.2012 – Eine grüne Zukunft, die durch die Nutzung von Seltener Erde entsteht, scheint für Zhang Yang’e noch in sehr weiter Ferne zu liegen. Der Brunnen in ihrem Dorf ist wegen der Folgen des lokalen Bergbaus unbrauchbar geworden.
Aus dem Brunnen in Zhangs Hinterhof weht ein unangenehmer Geruch. Über dem bräunlich-gelben Wasser sitzen zahlreiche Spinnen. „Das Wasser hatte einst einen süßen Geschmack und alle unsere Nachbarn liebten es. Aber jetzt ist es ungenießbar geworden“, klagte die 73-jährige Bäuerin aus dem Landkreis Dingnan in der ostchinesischen Provinz Jiangxi. „Sogar mein Gemüse verwelkte, als ich es mit dem Brunnenwasser bewässert habe“, sagte sie und weist auf die Reihen von grünen Zwiebeln, Schnittlauch und Erbsen, die sie in ihrem Hinterhof gepflanzt hat. Zhang muss nun ihr Gemüse mit Leitungswasser gießen. Zwar hat die lokale Regierung im März vergangenen Jahres für sie und sieben andere Familien Wasserhähne installiert, doch muss sie nun jeden Monat 20 Yuan (2,4 Euro) für sauberes Wasser zahlen.
Zhang kann die Ursache des Übels nennen: Nur zehn Meter hinter ihrem Haus befindet sich eine Mine, in der Seltene Erden abgebaut werden. Der grüne Hügel, auf den die Mine gebaut wurde, hat sich inzwischen in eine Kraterlandschaft verwandelt, welche dem Mond nicht unähnlich sieht. Die Bäume, die einst den Hügel zierten, sind längst gefällt worden. Auch die Humusschicht fehlt. Stattdessen wurden mit Chemikalien Löcher in den Boden gebohrt, um das sich dort befindliche Metall herauszuholen.
Ähnliche Bergwerke im Tagebau findet man auch auf anderen dicht bewaldeten Hängen im Landkreis Longnan, der etwa eine halbe Autostunde von Dingnan entfernt liegt. Am Fuße des Hügels sind Kunststoffröhren und Chemikalienbehälter zu sehen. Einige Tanks sind mit einer hellblauen Flüssigkeit gefüllt, während andere eine dunkelbraune Lösung enthalten. Um Seltene Erden zu fördern greifen einige Bergwerke auf einen chemischen Extraktionsprozess zurück. Dabei werden mehrere Löcher von jeweils nur wenigen Metern Tiefe gebohrt, in die man eine konzentrierte Mischung von Chemikalien pumpt. Diese lösen die Seltenen Erden aus dem Ton. Es ist unglaublich, dass derart veraltete Verfahren verwendet werden, um die Mineralien zu fördern, die in einigen der weltweit technologisch fortschrittlichsten Produkten verwendet werden wie Smartphones, Windräder, Elektroauto-Batterien und Raketen.
Obwohl China nur über rund ein Drittel der weltweiten Reserven verfügt, liefert es über 90 Prozent der verwendeten Seltenen Erden. Da das Land nun mit ökologischen Herausforderungen konfrontiert ist, hat man in den letzten Jahren begonnen, den Markt zu bereinigen. Allerdings haben diese Maßnahmen, einschließlich einer Obergrenze für die Produktion und den Export sowie strengere Abgasnormen, Bedenken unter den ausländischen Verbrauchern ausgelöst. Am 13. März schlossen sich die Vereinigten Staaten, die Europäische Union und Japan zu einer gemeinsamen Klage gegen China vor der Welthandelsorganisation über die angeblichen Exportkontrollen zusammen, die die Interessen der eigenen, inländischen Herstellern schädigen.
Obwohl die Regierung von Ganzhou befohlen hat, ab Oktober alle Minen zu schließen, ist es gerade für die kleineren Produzenten nicht schwer, sich dem Arm des Rechts zu entziehen. „Es ist unmöglich, die illegalen Minenbetriebe komplett auszulöschen, da es im roten Ton praktisch überall Seltene Erden gibt“, sagte Yi Wenbin, stellvertretender Friedensrichter des Landkreises Longnan. Laut Su Bo, dem stellvertretenden Direktor des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie, kostet es insgesamt 38 Milliarden Yuan (4,6 Milliarden Euro), die Umweltschäden in Ganzhou zu beheben. Der durch die Förderung von Seltene Erden erzielte Gewinn belief sich jedoch im vergangenen Jahr auf nur 6,4 Milliarden Yuan (760 Millionen Euro).
Quelle: China Daily