Firma aus Fährbrücke holt aus Abfall wertvolle Rohstoffe
07.03.2013 – Unternehmen entwickelt Recyclingverfahren, um Rohstoffe aus Müll zu retten und wiederzuverwerten
Fährbrücke. Das Führungsduo der Firma Loser-Chemie – Wolfram Palitzsch und Ulrich Loser – stellt am Donnerstag auf der internationalen Recycling-Konferenz in Rom ein Verfahren vor, mit dem es dem Unternehmen gelingt, Photovoltaik-Schrott zu recyceln. „Wir haben dafür die weltweit erste Anlage entwickelt“, sagt Prokurist Palitzsch. Der promovierte Chemiker berichtet, dass in einem Extraktionsbad die Halbleiterbeschichtung von Glasplatten oder anderen Substraten gelöst und wertvolle Metalle sowie teures Spezialglas zurückgewonnen werden. Für ihre Technologie interessieren sich Unternehmen weltweit.
In einer weiteren Pilotanlage werden in dem Langenweißbacher Ortsteil zurzeit im Kilogrammbereich ausrangierte Magnete, die beispielsweise aus alten Anlassern gewonnen werden, verarbeitet. „Wir verwerten sie vollständig und streben ein hundertprozentiges Recycling an, bei dem wir am Ende alles verkaufen und keine neuen Abfälle produzieren“, sagt Palitzsch. So wird beispielsweise Neodym, ein Metall, herausgelöst, das zur Produktion neuer Magnete gebraucht wird.
Ein weiteres Forschungsfeld ist das Wiederverwerten von Leuchtstoffen aus Energiesparlampen und Elektronikschrott, wie Mobilfunktelefone und Laptopbildschirme. Darin enthalten sind Seltene Erden und andere sogenannte kritische Metalle wie Indium und Gallium. „Man nennt sie auch Gewürzmetalle, weil man sie wie Gewürze in der Küche nur in geringen Mengen braucht. Aber in der High-Tech-Welt sind sie unentbehrlich“, sagt Palitzsch und berichtet, dass sich die Preise für diese Rohstoffe im vorigen Jahr mehr als verdoppelt haben, seit China die Ausfuhr um 40 Prozent gesenkt habe. Dort werden 97 Prozent der weltweit verbrauchten Seltenen Erden gefördert. Um die Abhängigkeit von China zu mindern, rückt das Recycling international in den Mittelpunkt. „Wir haben Anfragen aus Japan, Kanada, den USA, Luxemburg und Frankreich. Unsere Methoden für die Rückgewinnung Seltener Erden erregen weltweit Aufsehen“, sagt Unternehmenschef Ulrich Loser. „In China hat man uns gerade angeboten, dort sofort einen Recyclingbetrieb aufzubauen.“
Zurzeit knüpfen Loser und Palitzsch erst einmal Netzwerke in Deutschland und Europa, um eine Recycling-Industrie zur Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe aufzubauen. „In unserer kleinen Firma mit etwa 50 Leuten können wir das weder personell noch finanziell stemmen“, schätzt der Inhaber ein. Und Palitzsch ergänzt: „Wir haben hier einen Leuchtturm angezündet, der zeigt, dass es funktioniert, dass die wertvollen Rohstoffe aus ausgedienten Produkten wieder herausgelöst und in neuer innovativer Technik verarbeitet werden können.“
Die Beiden wissen, dass es Widerstand gibt. Beispielsweise von jenen Firmen, die Müll nach althergebrachten Methoden behandeln, also verbrennen oder deponieren. Bevor neue Anlagen kontinuierlich laufen können, muss die Anlieferung der Abfälle in ausreichender Menge organisiert werden. Dem innovativen Duo schwebt eine Wiederverwertung im größeren Stil, gemeinsam mit Partnern, auf dem zehn Hektar großen Firmengelände vor.
Bis es soweit ist, produziert das Unternehmen weiterhin Aluminiumsulfat und Polyaluminiumchlorid. Die Substanzen werden zum Reinigen von Trink- und Abwasser eingesetzt. Sie sind zurzeit noch das Loser-Kerngeschäft. 30.000 Tonnen davon werden jährlich produziert. Das sind etwa 100 Tankwagen im Monat. 1,2Millionen Euro sind in die Anlagen investiert worden, seit die Loser-Chemie die insolvente Chemische Fabrik Fährbrücke Ende 2005 bei einer Zwangsversteigerung erworben hat. Zurzeit werden 750.000 Euro in ein neues Chemikalienlager investiert.
Quelle: Freie Presse Sachsen