Teil 2
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2 Der Ursprung der Krise
Eigentlich ist es seltsam, dass ein Markt, der weltweit aktuell nur ca. 125’000 Tonnen Material pro Jahr umsetzt, eine derart große Aufmerksamkeit in den Medien und der Politik erhält. Die Ursache dieser Entwicklung liegt in der Tatsache, dass 97% der Weltproduktion dieser kritischen Metalle aus einem einzigen Land stammen, das seine Exportquoten in den letzten Jahren kontinuierlich und zum Teil drastisch gekürzt hat – China (Abb. 3).
Dafür gibt es zwei wichtige Gründe: Erstens benötigt China selbst immer mehr dieser Seltenen Erden, um ihr eigenes Wachstum zu sichern (aktuell ca. 70% der gesamten SE-Produktion), und zweitens sollen durch diese restriktive Exportpolitik westliche Hightech-Produktionsstätten ins eigene Land verlagert werden. Da ist es nur logisch, dass der Ruf nach einem Ausweg und Alternativen wie Recycling immer lauter wird.
Tatsächlich waren die USA bis Anfang der 1980er Hauptproduzent von Seltenen Erden. Wegen der niedrigen chinesischen Produktionskosten und Umweltproblemen haben jedoch die meisten Abbaufirmen außerhalb Chinas in den vergangenen Jahren die Förderung eingestellt. Die Firmen Molycorp (USA) und Lynas (Australien) werden in den nächsten 24 Monaten mit der Förderung von leichten Seltenen Erden beginnen und damit die Angebotsseite im Bereich der Leichten Seltenen Erden etwas entspannen.
3 Strategische Allianzen und Lieferverträge
Die Risiken, die mit der Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter verbunden sind, haben mittlerweile alle Märkte, Politiker und Regierungen der westlichen Welt wachgerüttelt. Das Geschäft mit Seltenen Erden ist wegen der fehlenden Versorgungssicherheit zum kritischen Engpassfaktor für das Überleben und Wachstum vieler Industriebereiche geworden. Ein Umstand, der sich auch am Preisindex für SE-Oxide und -Metalle ablesen lässt, der in den letzten zwei Jahren regelrecht explodiert ist (Abb. 4).
Mit der Aussicht auf die drohende Versorgungskrise mit Seltenen Erden haben große Industrieunternehmen und Regierungen spezielle Task-Forces aufgestellt, die strategische Allianzen mit alten und möglichen neuen SE-Produzenten und Lieferanten bilden sollen. So ist auch der Bundeskanzlerin Reise in die Mongolei vom letzten Oktober, bei der milliardenschwere Rohstofflieferverträge (u.a. auch für seltene Erden) unterzeichnet wurden, oder der Besuch des kasachischen Präsidenten im Februar 2012 in Berlin als klarer Beweis dafür zu werten, wie ernst die kritische Versorgungslage auch auf höchster politischer Ebene eingeschätzt wird. Aber hier wird ebenfalls nur über die Lieferung von Leichten Seltenen Erden verhandelt. Das Problem der Zukunft ist der Versorgungsengpass von Schweren Seltenen Erden. Selbst, wenn es gelingen sollte außerhalb Chinas Schwere Seltene Erden zu fördern besteht das Problem der Separierung. Bisher besitzen nur die Chinesen das technologische Know-How für diesen Trennungsprozess. Allerdings gab eine kleinere US Gesellschaft aus dem Reich der Seltenen Erden erst kürzlich bekannt, dass Abkommen getroffen wurden um mit den Chinesen zusammen eine Separierungsanlage für Schwere Seltene Erden zu bauen. Dies würde eine kleine Revolution in diesem Markt bedeuten, da somit auch andere Firmen, die Schwere Seltene Erden abbauen können einen Partner, außerhalb Chinas hätten, der die Trennung vollziehen könnte.
4 Das Rennen um den Sieg im Geschäft mit den Seltenen Erden
Aktuell zählen wir über 220 Firmen, die sich um ein Stück des relativ kleinen SE-Kuchens streiten. In den nächsten 3 Jahren ist daher mit einer Konsolidierung zu rechnen, die für viele der heutigen SE-Projekte das Ende bedeuten wird. Wer aber wird letztendlich zu den Siegern im Rennen um die Milliardenerlöse in diesem heißumkämpften Geschäft gehören?
Seltene Erden Projekte sind auf allen Ebenen sehr kostspielig, von der Exploration bis hin zur Verarbeitung. Für den Erfolg sind jedoch viele Faktoren verantwortlich, die sich nicht so einfach zu beschaffen lassen wie Kapital, Talent und Erfahrung. Weltweit existieren nur eine Handvoll Experten, die fähig sind, aus seltenen Erden auf industriellem Niveau hochreine Endprodukte nach den höchsten Standards zu produzieren. Exploration und Abbau sind der relativ einfache Teil der Aufgabe. Sie stellen lediglich 10–15% der gesamten Wertschöpfungskette dar. Das SE-Geschäft war immer schon mehr im Bereich der „Spezialitäten-Chemie“ angesiedelt als im Bergbau. Zu den Siegern in diesem Rennen werden daher primär jene Unternehmen gehören, die Zugang zum Know-how der Verarbeitung haben und damit in der Lage sind, die Wertschöpfungskette in Richtung hochwertige Endprodukte zu entwickeln.